Das Buch

Ich erinnere mich nur ab dem Moment, als ich diesen Mann erblickte und hinter ihm herlief durch den Flur des Hotels das an einen Palast und einen Neubau erinnert. Ich sah sein Gesicht nur für einen kurzen Augenblick bevor er um die Ecke ging. Er hatte einen dunklen längeren Vollbart, dunkle Augen und dunkles braunes Haar. Er schaute in meine Augen ohne mich zu sehen. Ich beeilte mich und lief durch die Gänge, doch sobald er meinen Blick verliess konnte ich ihn auch nicht wieder finden. Ich wusste durch eine feste Ahnung, das er, durch meine Familie zum Täter ernannt, eigentlich das Opfer war. Seine Augen und sein Blick, welche so dunkel waren verrieten genau diese Unschuld und Hilflosigkeit, die sich irgendwann verfinstert. Ich flog durch viele Gänge, Flure, über kleinere Treppen, ging durch Türen und kam in den grossen prunkvollen Vorraum dieses Hauses, der durch viele grosse Fenster festlich durchleuchtet war. Zwei halbrunde Treppen trafen sich in der Mitte und führten zu einer anderen Ebene, von der aus man den gesamten Raum und den Platz vor dem Haus überblicken konnte.

Ich komme aus einer reichen Familie und bisher bin ich von der Welt abgeschnitten und habe nur wenige Orte und Menschen kennen gelernt. Meine Bildung war sehr ausgewählt. Doch ein Buch hat meine Seele verdunkelt, ohne Ausweg. Ich weiss, das der Freitod unausweichlich bevorsteht und alle Menschen überschütte ich mit Worten und Taten der Wut und des Hasses, vor allem die, die mir nahe sind. Das Gefühl, von dem das Buch getragen wird, ist eine Wucht und so sind auch meine Gefühle eine Wucht. Mein bisheriges Leben ist eine Lüge und meine Familie meine Feinde und sie ist nicht wirklich meine Familie. Dieser Palast ist ein Gefängnis und eine Festung zugleich.

Nun stehe ich auf dieser Ebene und bin in einer finsteren Panik. Durch die Fenster sehe ich auf dem Platz vor dem Haus ein Auto. Es ist weit entfernt und dadurch winzig. Ich will aus dem Fenster springen, mit der Gewissheit nicht auf dem Boden zu zerschmettern. Jemand hält mich mit einem festen Griff an Kopf, Armen und Körper davon ab. Ich wehre mich, doch es ist mir unmöglich mich loszureissen. Ich fange an von diesem Griff unendlich genervt zu sein. Es ist eine Frau, die mich zurückhält. Warum? Was will sie? Ich kenne sie nicht und sie muss mich loslassen. Sie wird es aber nicht tun. Ich schaffe es meine rechte Hand auf ihren Kopf zu legen, drücke ihn mit einem leichten Ruck. Ein zweiter Ruck folgt, der aber schon etwas bestimmter ist und beim dritten Ruck habe ich so viel Schwung, das ihr Kopf die Glasscheibe zerschlägt. Ich habe mich von dem Griff befreit und springe aus dem Fenster, doch dieser Augenblick des zurückgehalten Werdens genügte schon, mich darüber nachdenken zu lassen, ob ich nicht doch auf dem Boden zerschlage oder ob ich nur dadurch auf dem Boden zerschlage, weil ich gezweifelt habe. Ich zerschlage nicht.

Das Auto ist schon losgefahren. Ich springe auf dem Platz schnell in ein anderes Auto und verfolge es. Diese Hecktick in meinem Blut, diese Ungewissheit vor dem was ist mit der dunklen Gewissheit von dem was war. Ich versuche es nicht zu verlieren, wir sind dicht hinter dem Auto, doch es wird nicht anhalten und werden wir es überholen können? Meine Augen streifen die Landschaft, die ich zuvor nie gesehen habe. Das Auto entfernt sich mehr. Ich sehen Menschen die Strasse überqueren, junge Frauen, die lachend auf der Strasse sitzen. Wir kommen in eine Stadt, es fährt um die Ecke und hat meinen Blick verlassen. Ich sehe die Strassen und meine Gedanken verlassen die Verfolgung. Ich weiss das dies, was mir alles noch so fremd und neu erscheint, erst der Anfang ist. Ich habe noch nichts gesehen und doch mit meiner Wut schon alles zerstört. Ich denke an das Buch und an die dogmatische Gewissheit das ich alles verlassen werde und nun sehe ich dies… die Welt. Es gibt keine zurück mehr.

Ich telefoniere mit meiner Mutter. Ich sehe wie sie mit mir spricht und höre mich am Telefon. Sie weiss, das ich nun weggefahren bin. Sie sagt eher fragend, das wir uns nun ja nicht mehr sehen. Eigentlich müsste ich sagen, das wir uns doch sicherlich noch sehen, das Leben ist ja lang, es gibt viele Möglichkeiten. Doch ich sage nichts. Das ist eine Bestätigung für ihre Frage. Ich weiss, das sie weiss, das ich morgen tot sein werde. Dieses Gefühl vom Ende… es ist kurz Stille. Ich verstehe meine Schuld und meine Unwissenheit, doch das Gefühl des Buches war so bestimmend, das es kein zurück mehr gibt.

1 Comment

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  • June 17, 2007 at 8:51 pm

    öhm…
    in anbetracht der tatsache, daß es sich hier wohl um ein zitat ohne quellenangabe handelt..kann ich mir ja jegliche sorge um die ernsthaftigkeit oder gewissheit der umsetzung sparen..puh..oder sollte ich mal durchklingeln?!
    kleine randbemerkung:…vielleicht nochmal die orthographie überprüfen..sofern du nicht schon gesprungen bist..dann hast du vergessen mir was zu vermachen..du sau ;-)

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